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blackout poetry

  • Autorenbild: una seeli
    una seeli
  • 26. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Okt.

kreativity unplugged

think wild – and take humor seriously

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© una seeli

weniger ist Poesie

„Ich brauche keine Erlaubnis, um zu sprechen“ – so klingt es, wenn Little Simz den Takt angibt. Die britische Rapperin, Schauspielerin und Poetin bringt auf den Punkt, was viele denken, aber die wenigsten aussprechen. Ihre Texte sind radikal persönlich und politisch zugleich. Sie seziert Identität, Macht, Verletzbarkeit – mit messerscharfer Sprache, getragen von Beats, die unter die Haut gehen und uns bewegen.

Little Simz ist nicht laut, um zu gefallen. Sie ist laut, um zu sagen, was gesagt werden muss. Dabei gelingt es ihr, nicht plakativ zu wirken – sondern poetisch. Ihre Alben sind Klang gewordene Essays. Sie spielt mit Form, Rhythmus, Bedeutung.


I’m an introvert, a rebel in a three-piece suit.

– Little Simz, Introvert


Was sie tut, ist Poesie. Nur eben anders. Sie nimmt sich Raum – und reduziert ihn auf das Wesentliche. Radikal.



cut the Noise

Blackout Poetry funktioniert ähnlich: Weglassen statt hinzufügen. Etwas schaffen, indem man streicht, reduziert, verkürzt. Schwärzen statt schreiben. Alles Unnötige entfernen, bis nur noch das bleibt, was nicht mehr weggelassen werden kann.

Du nimmst einen Text, irgendeinen Text – eine Zeitungsseite, einen Lexikon-Eintrag, eine Romanpassage – und streichst alles heraus, was du nicht brauchst. Was stehen bleibt, ist dein Blick auf die Welt, in diesem Augenblick – dein Gedicht. Die Bedeutung kommt nicht nur von den Worten, sondern auch aus ihrem Wechselspiel mit den Leerstellen, der radikalen Stille dazwischen. Denn auch in den Pausen und zwischen den Zeilen liegt Bedeutung. Du musst sie nicht erfinden – du musst sie nur herausschälen. Tu das ganz intuitiv, ohne zu verkopfen – betrachte es als Spiel.


That’s been one of my mantras – focus and simplicity. Simple can be harder than complex. You have to work hard to get your thinking clean.

– Steve Jobs


so geht’s

1. Text auswählen

Wähle eine Seite aus einem Buch, einer Zeitung, einem Artikel. Das kann ganz zufällig sein. Vielleicht nimmst du einfach das Erstbeste, das dir in die Hände fällt.


2. Wörter entdecken

Lies langsam, quer, schräg. Achte auf Wörter, die Resonanz auslösen – lautmalerisch, inhaltlich, emotional, als Wortbild. Mach das ganz intuitiv, bleib spielerisch. Fühle mit den Ohren, höre mit den Augen, sieh mit der Haut.


3. Spuren hinterlassen

Verbinde diese Wörter zu einer kleinen Erzählung, einem Gedanken, einem Gedicht.


4. Alles andere: weg

Schwärze, male, streiche. Nutze Marker, Tusche oder digitale Tools. Es bleibt nur das, was für dich in diesem Moment zählt.


5. Gestalten

Du kannst grafische Elemente ergänzen – Muster, Linien, Strukturen. Oder du bleibst ganz bei der Sprache.



blackout

Blackout Poetry funktioniert überall: Zu Hause am Küchentisch. Im Unterricht. Im Museum. Im Atelier. Im Kopf.

Es braucht nicht viel – nur einen Text und einen Marker. Die Wirkung ist dennoch gross: Ausdruck ohne Lärm.

In Workshops entsteht oft eine magische Stille. Menschen, die sich nicht kannten, tauchen gemeinsam in Sprache ein – und tauchen mit etwas Eigenem wieder auf. Was dabei entsteht, löst oft ein Lächeln aus, ist leicht und weitet den Wahrnehmungsraum.


Tipp: Starte mit Musik von Little Simz oder anderen talentierten Texter:innen – gerade in der Musik gibt es viel Inspirierendes dazu. Die Verbindung zur Musik kann Flow geben und die Dimensionen erweitern.


Und wenn du mit Gruppen arbeitest – mit Kindern, Jugendlichen oder Teams – wird aus Blackout Poetry mehr als nur ein kreatives Format. Blackout Poetry wirkt wie ein Spiegel.

Ein Spiegel für Gedanken, die sich nicht leicht sagen lassen. Ein Türöffner für Themen, die unter der Oberfläche schlummern. Ein Experimentierraum für Sprache, Selbstwahrnehmung und Resonanz.

Denn wer schwärzt, entscheidet. Wer reduziert, bezieht Stellung. Und wer zwischen den Zeilen liest, beginnt, tiefer zu sehen und tiefer zu gehen.


Schwärzen bringt es auf den Punkt. Weniger ist nicht weniger, sondern einfach dichter – ehrlich, kraftvoll und pur. Blackout Poetry ermöglicht uns, das Sehen selbst als eine Form des Erzählens zu begreifen.




inspirierend:

Little Simz – eine genreübergreifende Musikerin und kulturelle Kuratorin, die als eine der fesselndsten und visionärsten Künstler:innen Grossbritanniens gilt. Ihre Texte sind provokant, politisch und poetisch zugleich. Die Rapperin gilt als Ausnahmetalent und gehört in der britischen Musikszene längst zu den kraftvollsten Stimmen ihrer Generation.


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by raph_PH - boardmasters2023 (126 of 171), CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=136128246



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